Zwischen Ständen mit Kardamom, Datteln und getrockneten Orangenscheiben entstehen Gespräche über Erinnerungen an Winterfeste und Sommernächte. Ein Fenster duftet nach Zimt, daneben brutzelt Sesamgebäck. Kinder basteln Papierschiffe, die in Lichterkettenbad tauchen, während Großeltern erklären, wie früher gefeiert wurde und warum heute manches anders, aber genauso herzlich ist.
Ein Jugendensemble probt Rhythmen aus Westafrika neben einem Raum, in dem Handglocken läuten, und zwei Straßen weiter stimmt eine Geigerin eine alte Melodie aus den Karpaten an. Musikerinnen lauschen einander, tauschen Tonarten, improvisieren Übergänge und finden gemeinsame Refrains, die bei Hofkonzerten die Nachbarschaft zusammenbringen und über Sprachgrenzen hinweg verstanden werden.
Lichter erzählen Geschichten, wenn sie klug gesetzt werden: Papierlaternen, Kerzenbögen, LED-Schmuck und Öllampen zeichnen Wege, markieren Orte der Stille und der Freude. Designerinnen sprechen mit Gemeinden, um Bedeutungen zu verstehen. So leuchtet die Stadt nicht nur schön, sondern sinnhaft, und hilft Besucherinnen, respektvoll zwischen Feier, Andacht und Begegnung zu wechseln.
Gewänder, Stickereien, Farben und Muster sind tragbare Archive. Wenn Gruppen ihre Kleidung erklären, öffnen sich Türen zu Vergangenheiten, die sonst stumm blieben. Ein Mantel erzählt von Migration, ein Tuch von Muttersprache, eine Brosche von Handwerk. Auf diese Weise wird Mode zur Erzählform, die Stolz schenkt und Nachfragen liebevoll beantwortet.
Ein improvisierter Tanzkreis auf Kopfsteinpflaster kann zur Brücke werden: Schritte werden gezeigt, Rhythmen erklärt, Pausen eingelegt. Passantinnen bleiben stehen, klatschen, probieren mit. Wer mag, tritt vor und teilt einen Tanz aus Kindertagen. So entsteht ohne lange Reden eine körperliche Verständigung, die lange nach dem letzten Takt in Gesprächen weitergeht.